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Erinnerung an Otfried Preußler

In diesem Jahr gibt es zwei Begebenheiten, um an den beliebten Schriftsteller Otfried Preußler zu denken: er wurde am 20. Oktober 1923 in Reichenberg in Nordböhmen geboren, er würde in diesem Herbst 100 Jahre alt. Und genau vor 10 Jahren, am 18. Februar 2013, verstarb er hochgeachtet und geehrt in Prien am Chiemsee.

Er hatte, nachdem er 1949 aus der Gefangenschaft kam und in Rosenheim seine heimatvertriebene Familie und seine Braut Annelies wiedergefunden hatte, als Volksschullehrer arbeiten können und schon 1956 erschien sein erstes Kinderbuch „Der kleine Wassermann“, für welches er bereits 1957 den Deutschen Kinderbuchpreis erhielt.

Die Erfolgsgeschichte

Von dieser Zeit an begann die Erfolgsgeschichte des Otfried Preußler und seine vielleicht berühmtesten Kinderbücher „Der Räuber Hotzenplotz“ und „Die kleine Hexe“ erschienen und wurden Bestseller. Auch unsere Tochter Angelika las diese Bücher mit großer Begeisterung. Mein Lieblingsbuch ist „Die Flucht nach Ägypten – Königlich böhmischer Teil“, welches mich so intensiv an unsere Heimat in Nordböhmen erinnert.

Krabat

Sein Roman „Krabat“, welcher auf einer sorbischen Volkssage beruht und 1971 erschienen ist, erhielt viele internationale Auszeichnungen. Er wurde verfilmt und in der Oberlausitz wurde der Ort der Sage, die einstige Mühle in Schwarzkollm, wiedererrichtet und sie ist zu einem Touristenmagnet geworden.

„Komm nach Schwarzkollm in die Mühle, es wird nicht zu Deinem Schaden sein!“ Immer wieder hörte Krabat, der 14jährige Waisenjunge im Traum diese Wort – und neugierig macht er sich auf dem Weg. Es scheint ein großes Geheimnis um die Mühle im Koselbruch zu geben, und Geheimnisvolles geschieht auch, sobald Krabat dort eintrifft, um sich als Lehrling zu verdingen…“ so berichtete einst die Passauer Presse.

Dieses spannende Buch, das nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene fasziniert, und weitere sorbische Sagen veranlassten Vereine der Gemeinde Schwarzkollm, sich dieser Geschichte anzunehmen und die einstige Mühle wieder zu errichten. Es sollten das sorbische Brauchtum und die sorbische Sprache eine Belebung erfahren und so wurde 1990 ein Neubau der „Schwarzen Mühle“ angestrebt.

Die Schwarze Mühle

Schwarzkollm liegt in einer wald- und seenreichen Gegend in der Oberlausitz und ist eine Ortschaft mit ungefähr 800 Einwohnern, etwa 10 km von Hoyerswerda entfernt. Die ursprünglich als „Schwarze Mühle“ bezeichnete Brösig – Mühle war 1868 völlig niedergebrannt, die später aufgebaute Mühle wurde 1972 stillgelegt.

Mit Hilfe von über 100 Wandergesellen, die in ihrer Tracht durch die Dörfer und Städte zogen, begann die Errichtung der Krabat- Mühle mit dem Bau eines Gesindehauses. Nach alter handwerklicher Tradition wurde den Wandergesellen freie Kost und Logis angeboten, sie bezahlten alles nur mit ihrer Arbeitskraft.

Im Laufe der Jahre ist ein sehr interessanter Gebäudekomplex entstanden, mit der Mühle und dem Mühlenturm, dem Wasserrad und einer denkmalgeschützten Mühlenscheune. Es werden historische Arbeitsgeräte ausgestellt und es gibt rund um die Krabat – Sage allerlei Veranstaltungen.

Besuch in Schwarzkollm

Nach einer Reise nach Böhmisch Leipa fuhren wir auf der Heimreise nach Wien über die Oberlausitz und besuchten Schwarzkollm, um uns die „Schwarze Mühle“ und die Erlebnisse des Waisenjungen Krabat, der dort zum Zauberlehrling wurde, am Ort des Geschehens anzusehen. Wir waren begeistert!  Und wir begegneten auch dem strengen Müller, dem geheimnisvollen „Meister“ aus dem Buch Krabat, der sich unter die Besucher begeben hatte.

Auszeichnungen und Nachlass

Für sein Buch „Krabat“ erhielt Otfried Preußler den Deutschen und Europäischen Jugendbuchpreis, den Internationale Hans-Christian -Andersen-Preis und den American Library Association Award. Viele weitere Auszeichnungen folgten, wie das Großes Bundesverdienstkreuz und der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.

Otfried Preußler lebte als freier Schriftsteller in Prien am Chiemsee, in seinen letzten Lebensjahren hatte er sich aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen. Er verstarb am 18. Februar 2013.

Der schriftstellerische Nachlass sowie seine Korrespondenz befinden sich in der Berliner Staatsbibliothek. Die feierliche Übergabe des Nachlasses erfolgte durch seine Tochter Susanne. Die Briefe Otfrid Preußlers an die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren sind der Königlichen Bibliothek zu Stockholm übereignet worden.

Die vielen Bücher Otfrid Preußlers werden sicher weiterhin junge und ältere Leserinnen und Leser begeistern.

 

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